Der kinesiologische Muskeltest – ein Arbeitsinstrument in der Kinesiologie

Der kinesiologische Muskeltest – ein Arbeitsinstrument in der Kinesiologie

Der Muskeltest wird oft mit der Kinesiologie verwechselt. Dabei ist der Muskeltest nicht mit der Kinesiologie gleichzusetzen, sondern er ist ein zentrales Arbeitsinstrument der kinesiologischen Praxis. Eine kinesiologische Sitzung kann auch ohne Muskeltest durchgeführt werden, und umgekehrt kann der Muskeltest auch ausserhalb der Kinesiologie verwendet werden. In diesem Blogbeitrag möchte ich dir ein besseres Verständnis des kinesiologischen Muskeltests und seiner Anwendung vermitteln.

Inhalt

Woher kommt der Muskeltest? – Geschichte des Muskeltestens

Der kinesiologische Muskeltest ist seit sehr langer Zeit bekannt. Schon vor 2000 Jahren nutzte Hippokrates, der wohl berühmteste Arzt der Antike, das Muskeltesten zur Diagnose neurologischer Verletzungen bei Soldaten. Auch die Hochkultur der Mayas kannte den Nutzen des Muskeltests. Aus Überlieferungen weiss man, dass sie auf diese Weise erkannten, ob Wasser trinkbar ist, was zweifellos lebenswichtig war.

Die präzisen Beobachtungen von Dr. George Goodheart, einem Chiropraktiker, führten zur Entdeckung und weiteren Erforschung der Verbindungen zwischen Muskulatur und Meridiansystem, bzw dem Körperenergiesystem. Dadurch entstand das breite Feld der angewandten Kinesiologie.

Heutzutage gibt es eine Vielzahl von kinesiologischen Methoden, die in Beratung, Coaching und Therapie angewendet werden. Der kinesiologische Muskeltest ist dabei die gemeinsame Technik, die alle kinesiologischen Methoden verbindet und somit die wichtigste Grundlage für Kinesiologen bildet.

Was ist der Muskeltest?

Der kinesiologische Muskeltest, das heisst, das Prüfen von Muskelreaktionen, ist also das zentrale Arbeitsinstrument der Kinesiologie und dient als körpereigenes Feedback-System. Er misst nicht die körperliche Muskelkraft des Klienten, sondern ermittelt den Energiefluss im Körper.

In der Kinesiologie bilden Körper, Geist und Seele eine Einheit. Wenn sie im Einklang sind, kann die Energie frei durch den Körper fliessen. Das Gleichgewicht dieses Energieflusses kann durch die Wirkung äusserer und innerer Einflüsse (Prägungen, Gedanken, Gefühle, usw.) gestört werden. Diese seelischen oder körperlichen Einflüsse werden in der Kinesiologie als Stressoren bezeichnet. Sowohl belastende wie auch fördernde Stressoren lösen Veränderungen im Energiefluss und der Muskelspannung aus. Die Qualität der Muskelreaktion auf einen Reiz gibt der Kinesiologin Hinweise auf den Zustand des inneren Gleichgewichtes. So besteht die Möglichkeit, über den Muskeltest auch an Stressoren zu gelangen, die im Unterbewusstsein liegen und allein über Gespräche nicht erreicht werden können. Zum Unterbewusstsein zählen Dinge, welche wir zwar erlebt haben, an die wir uns jedoch nicht mehr erinnern können.

Mit dem kinesiologischen Muskeltest überprüfen wir somit die Wirkung von Gedanken, Gefühlen, verinnerlichten Überzeugungen, Handlungen oder anderen Einflüssen auf den Organismus und die Reaktion wird im Halten oder Nachgeben des Muskels sicht- und erlebbar. Er dient als nonverbale Kommunikation mit dem Körper. Besonders wertvoll ist diese Fähigkeit, weil damit auch Reize identifiziert werden, die das Bewusstsein nicht registriert.

Nicht nur die Stressoren werden ermittelt, die Reaktion des Muskeltests wird auch genutzt für die Ermittlung der individuell geeigneten Ausgleichstechnik (Balancemethode) um energetisch wieder ins Gleichgewicht zu kommen. In diesem Gleichgewicht ist wieder Selbstregulation möglich, um wichtige Schritte der Veränderung zu gehen, um gewünschte Ziele nachhaltig zu erreichen.

Wieso funktioniert der Muskeltest und wie wird er durchgeführt?

Unsere Muskulatur hält unseren Körper aufrecht und erlaubt, auf Grund ihrer Fähigkeit zu Kontraktion und Extension, Bewegungen. Dies können unbewusste Bewegungen wie zum Beispiel die Kontraktion eines Blutgefässes sein, bis hin zum bewussten Gehen und Vorwärtsbewegen.
Die Aktivität unserer Muskulatur beschränkt sich nicht auf einfache mechanische oder kraftfordernde Tätigkeiten, sondern unsere Muskeln reagieren in jedem Moment auf das, was wir gerade denken, fühlen, empfinden und erleben. So bedingt jede Bewegung, motorisch wie emotional, eine komplexe Kommunikation innerhalb des Körpers. Die Muskulatur verrät also einiges über unseren physischen und psychischen Zustand.
Unsere Muskeln werden sowohl bewusst und willentlich über das willkürliche Nervensystem als auch unbewusst über das unwillkürliche bzw. autonome Nervensystem gesteuert. Bei Ersterem haben wir die Kontrolle über unsere Muskeln und die Bewegungen erfolgen über unseren Willen. Um auf Gefahren reagieren zu können, hat neben dem willkürlichen Nervensystem auch das autonome, das unbewusste Nervensystem Zugang zu unseren Muskeln. Um unser Überleben zu sichern, ist es viel schneller als das willkürliche Nervensystem. Sobald wir durch einen als gefährlich eingeschätzten Auslöser alarmiert werden, übernimmt das unwillkürliche Nervensystem kurzzeitig die Kontrolle über die Muskelfunktion, um eine schnelle autonome Reaktion zu ermöglichen. Wir kennen diese Reaktion von einfachen Reflexen wie beispielsweise das automatische Wegziehen der Hand von einer heissen Herdplatte oder wenn wir weiche Knie bekommen als Reaktion auf eine emotional bedeutsame Nachricht. Die Kinesiologie nutzt diese Tatsache und testet über den Muskeltest die unmittelbare Reaktion des Körpers auf einen Reiz. Diese Entkoppelung der Muskeln von unserem bewussten Nervensystem dauert nur Millisekunden, doch sie genügt, um das Einrasten des Muskels zu verhindern und für den Therapeuten spürbar zu machen. Diese Entkoppelung passiert, wie erwähnt, nicht nur bei akuten Gefahren, sondern auch bei unterschwellig stressenden Reizen: Allergene, Information, Emotion, Akupunkturpunkte mit ihren zugehörenden Meridianen und vieles mehr.

Der Muskeltest kann so als körpereigenes Rückmeldesystem / Biofeedback-System eingesetzt werden und bietet die einzigartige Möglichkeit, Informationen über den energetischen, emotionalen, funktionellen und gesundheitlichen Zustand eines Menschen zu erhalten.

In der Kinesiologie wird der getestete Muskel als Indikatormuskel bezeichnet. Im Grunde kann jeder testbare Muskel am Körper als Indikatormuskel eingesetzt werden. Wird zum Beispiel der Deltoideus anterior getestest, kann auch vom «Armtest» gesprochen werden. Der Kinesiologe übt für einen Moment einen bestimmten Druck auf den betreffenden Muskel des Klienten aus, während dieser versucht den Muskel in der aktuellen Position zu halten. Entweder bleibt der Muskel im kinesiologischen Sinne stark und „eingerastet“ oder er wird für einen Moment weich und gibt nach. Die jeweilige Muskelreaktion ergibt so eine „Antwort“ auf einen Reiz.

Ist der Muskeltest nicht direkt am Klienten anwendbar (z. B. bei Tieren, Babys oder Menschen mit Lähmungen), besteht die Möglichkeit, über einen Stellvertreter zu arbeiten.

Was sind die Grenzen des Muskeltests? – Ethik des Muskeltesten

Wenn der Muskeltest ein körpereigenes Feedbacksystem ist, das auch Zugriff auf unser Un(ter)bewusstsein hat, kannst du dann jede Frage oder Unsicherheit im Leben austesten? So verlockend das klingen mag, die einzig verlässliche Testantwort ist, ob Stress vorhanden ist oder nicht. Auf die Fragen «Soll ich meine Arbeitsstelle kündigen?» erhältst du nicht ein «Ja oder Nein» als absolute Wahrheit oder gar Empfehlung. Die Muskelreaktion ist lediglich eine direkte Antwort auf die aktuelle Fragestellung, das heisst eine Momentaufnahme. Du erfährst, ob die Frage zum Zeitpunkt des Tests in deinem System einen Stress auslöst oder nicht. Um mit der Unterstützung des Muskeltests relevante Aussagen zu bekommen, braucht es Erfahrung des Therapeuten und die Fähigkeit, korrekte und eindeutige Fragen zu stellen und das Testergebnis zusammen mit dem Klienten, der vorangegangen Befundaufnahme und dem Gespräch in Bezug zu setzen. Weil der Muskeltest ein starkes Instrument ist, verlangt er Anwender, die ihn mit Respekt und Neutralität ausführen und ihn für Tests anwenden, die den therapeutischen Prozess positiv mitgestalten.

Eindrückliches Beispiel zum Muskeltest

Das eindrücklichste und schnellste Beispiel um den Muskeltest direkt zu erleben, ist dein eigener Vorname. Du sagst deinen richtigen Vornamen («Ich heisse …»). Dein richtiger Vorname, mit dem du schon dein ganzes Leben vertraut bist, löst in deinem Nervensystem keinen Stress aus, das heisst auch keine spezifische Muskelreaktion. Wird jedoch beim Satz «Ich heisse …» ein fiktiver, falscher Vorname eingesetzt, löst dies Stress im Nervensystem aus und so wird der Muskel nachgeben, das heisst du kannst den Muskel nicht mehr willentlich halten.

Zusammenfassend möchte ich erwähnen, dass der Prozess jeder kinesiologischen Sitzung ganzheitlich und in ständiger Interaktion mit dem/der Klient*in ist. Der kinesiologische Muskeltest ist ein situationsbezogenes Arbeitsinstrument und liefert wertvolle Erkenntnisse zur persönlichen und gesundheitlichen Situation und über das vorhandene Potenzial. Er kann in jeder Prozessphase einer komplementärtherapeutischen Sitzung angewendet werden und ermöglicht die Wirkung äusserer und innerer Einflüsse zu erkennen, aber auch Antworten in Form eines Körperfeedbacks des Klienten zu erhalten, welche nicht vom Verstand beeinflusst werden können. So können Ungleichgewichte im Energiesystem aufgedeckt aber auch geeignete Ausgleichstechniken individuell ermittelt werden.

Bist du bereit, dein inneres Gleichgewicht zu finden?

Wenn du neugierig geworden bist und mehr über den kinesiologischen Muskeltest erfahren oder eine kinesiologische Sitzung vereinbaren möchtest, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Ich unterstütze dich dabei, dein energetisches Gleichgewicht wiederherzustellen und dein volles Potenzial zu entfalten. Kontaktiere mich, um einen Termin zu vereinbaren oder weitere Informationen zu erhalten.